Es braucht Formen, aber welche?

Gottesdienste haben mich mein Leben lang begleitet.
Als Kind erlebte ich mit meiner Mutter freikirchliche Gottesdienste und mit meinem Vater landeskirchliche, als Pfarrfrau die Gemeindegottesdienste, die Familiengottesdienste, die hohen Feiertage, die Sonntagschulfeiern u.a.m. Als Vorstandsmitglied der ökumenischen Frauenbewegung war ich während 25 Jahren verantwortlich für die Durchführung der monatlichen Frauengottesdienste und habe viele mitgestaltet. Frauen wollten die alten Liturgien aufbrechen und suchten nach Formen, die biblische Botschaft neu auszudrücken, so wie sie sie erlebten, in neuer Freiheit.

Und dann war ich während 17 Jahren beim Schweizer Fernsehen, in meiner Funktion als Redaktorin der Sternstunde Religion, zuständig für die Live-Übertragung der Gottesdienste aller Konfessionen und Religionen. Da fragte mich dann oft der Regisseur oder die Regisseurin, mit dem oder der ich zusammenarbeitete: Warum passiert das jetzt genau so, was muss hier gezeigt werden, was ist wichtig, was bedeutet diese oder jene Handlung oder Geste.
Zum Beispiel: Warum moderiert jetzt der Pfarrer plötzlich? Ist das seine Aufgabe? Warum setzt sich die Gemeinde zum Ausgangsspiel wieder?
Ich musste lernen, genau hinzuschauen und die Wirkung nicht nur der Worte, sondern auch der Gesten und Handlungen zur Kenntnis zu nehmen.

Das hat mich geprägt.
Über die Jahre hinweg versuchte ich, die wichtigsten Erkenntnisse zu formulieren, woraus die Checkliste „Liturgische Todsünden“ entstand. Ich habe darauf viele Feedbacks erhalten und freue mich auf weitere.

Liturgische_Todsünden